Die Beobachtung des Venustransits am 8. Juni 2004
Ein Venustransit, also das Vorbeiziehen der Venus vor der Sonnenscheibe, ist ein äußerst seltenes Phänomen. Nach dem Transit vom 8. Juni 2004 wird der nächste erst am 11. Dezember 2117 erfolgen – allerdings werden wohl nur wenige Leute bis dahin warten können. Das Phänomen war ungefähr 6 Stunden lang beobachtbar. Aus diesem Grund wurden in der ganzen Geschichte bisher nur 5 Venustransits beobachtet: 1639, 1761, 1769, 1874 und 1882.

Der Transit von 1639 wurde nur heimlich von zwei erfahrenen englischen Astronomen beobachtet, die vier darauf folgenden Transits wurden zur Grundlage für mehr als zehn Expeditionen, die in alle Ecken der Erde führten.

Die vergangenen Venustransits waren stets außerordentlich beliebt, selbst und vor allem außerhalb wissenschaftlicher Kreise. Die breite Öffentlichkeit wurde von einer Leidenschaft für Expeditionen in die Ferne ergriffen, die in zahlreichen Artikeln in den Zeitungen zu verfolgen waren. Es gibt heute jedoch keinen einzigen Menschen mehr auf dieser Erde, der den letzten Venustransits miterlebt hat und uns von diesem Ereignis erzählen könnte! Dieser Mensch müsste nämlich um das Jahr 1870 geboren sein.

Venus-Transit_1Venus befindet sich in ihrem Lauf bald zwischen der Erde und der Sonne, bald auf der entgegen gesetzten Seite der Sonne. Da die Umlaufbahn der Venus in einem Winkel von 3°23′ zur Ekliptik (der Umlauf­bahnebene der Erde um die Sonne) geneigt ist, kann ein Venustransit vor der Sonne nur dann stattfinden, wenn die drei Gestirne sich auf einer Linie befinden und zudem die Venus den Schnittpunkt ihrer Umlaufbahnebene mit der Umlaufbahnebene der Erde passiert.

Die Transits erfolgen immer Anfang Juni oder Anfang Dezember. Genau wie bei einer Sonnenfinsternis kann durch eine genaue Studie der Transitdaten nach­gewiesen werden, dass in regelmäßigen Abständen ein Transit erfolgt: alle 8 Jahre, 121 Jahre und 6 Monate, dann 8 Jahre, und 105 Jahre und 6 Monate und so weiter. Der nächste Venustransit wird am 6. Juni 2012 stattfinden, aber von Europa aus kaum beobachtbar sein. Wir werden nur die letzten 58 Minuten des Phänomens miterleben. Um das Ereignis vollständig zu beobachten, müssten wir uns bis zum 11. Dezember 2117 gedulden – allerdings werden wohl nur wenige Leute bis dahin warten können.

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Ein weiteres seltsames Phänomen wurde während der Venustransit beobachtet. Das Phänomen des „Schwarzen Tropfens“. Während der Planet sich beim Transit ins Innere der Sonnenscheibe bewegt, scheint er genau kurz vor dem ersten Kontakt mit dem Inneren, das heißt in dem Moment, in dem der Rand der Scheibe den Rand der Sonne berührt, anstatt klar abgegrenzt und rund zu bleiben, anzuschwellen und länger zu werden; der Rand des Planeten bleibt zunächst mit dem Rand der Sonne durch ein brückenartiges Gebilde verbunden. Das Phänomen ist von sehr kurzer Dauer; es ist höchstens einige Sekunden lang beobachtbar. Diese Öltropfen-Erscheinung tritt theoretisch nur bei Planeten mit einer Atmosphäre auf.

Schüler der Klasse 10c und der Grundkurs Chemie der Jgst. 12 bereiteten zusammen mit ihren Fachlehrern Herrn Ratering und Herrn Althöfer die Beobachtung dieses Phänomens vor. Dazu wurden etwa 20 Spezialbrillen angefertigt, mit denen man ohne Gefährdung des Augenlichts direkt die Sonne beobachten kann. Weiter wurden zwei Observatorien zusammengebaut, die jeweils über eine Linsen-Hohlspiegel-Anordnung ein ca. 5 cm großes Bild der Sonnenscheibe zeigten.

Mit Hilfe der Beobachtungsdaten kann man über mehrere Verfahren den Abstand zwischen Erde und Sonne bestimmen. Wir wählten die „Kontaktzeitmethode“. Dazu wird sowohl die Eintrittszeit der Venus in die Sonnenscheibe als auch die Austrittszeit ca. sechs Stunden später sehr genau gemessen. Die Auswertung erfolgt später durch Vergleich von Daten, die weltweit ermittelt und von der Universität Essen-Duisburg gesammelt wurden.

Das Projekt wurde vom Fraunhofer-Institut sowie von der Sendung „Quarks & Co“ des WDR unterstützt. Weitere Informationen zum Venustransit finden sie im Internet z.B. unter folgenden Adressen: