„An welcher Schule ich arbeite? – Am Friedrich-Bährens-Gymnasium“. Die Reaktion auf diese Auskunft ist fast immer die Gleiche: Wer ist Friedrich Bährens?

Gymnasien haben andere Namen zu tragen, man kennt das: die beiden „größten“ deutschen Dichter werden bemüht, Humanisten und Philosophen, Naturwissenschaftler, die der Menschheit den Fortschritt bescherten, neuerdings sogar ein gewisser Heinrich Heine, aber Friedrich Bährens? – Nie gehört.

Ja, wer war dieser Herr, und worin bestehen seine Verdienste, die es nahe legen, eine höhere Lehranstalt nach ihm zu benennen? Wir müssen ein gehöriges Stück zurückgehen in die Geschichte der Stadt Schwerte, um ihm zu begegnen.

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Im Jahre 1831 etwa könnten wir ihn dabei antreffen, wie er eine Anweisung für die Schwerter Bürger zum Schutz gegen eine Cholera-Epidemie verfasst, in der es unter anderem heißt:

„Um und bey den Häusern dürfen keine Sümpfe, Kloacke und stehende stinkende Mistfälle geduldet … werden.“ Und weiter: „Wer an Schnaps durchaus gewöhnt ist, kann vormittags einen Schluck ächten Wacholder und abends einen Schluck ächten Kümmel trinken.“

Hofrat Bährens sorgte dafür, dass die Straßen Schwertes gepflastert wurden, deren Zustand vor seinem Eingreifen er anschaulich beschrieb: „Die ganze Mährstaße war ein Kloak, die Westenstraße ein Sumpf, die Hüsingstraße war ein wasservoller Hohlweg, die Kötterbecke nicht zu passieren – kurz die Stadt ein Abgrund.“ 1818 hatte Bährens es geschafft: alle Straßen Schwertes waren gepflastert. Ein aufgeklärter, menschenfreundlicher Arzt und Neuerer also? Ja, auch. Aber der ursprüngliche Beruf des Hofrats Bährens, des Doktors der Medizin und Philosophie, der 1765 in Meinerzhagen geboren wurde, ist der eines Pfarrers und Lehrers. 1789 übernimmt er die Pfarrstelle von St. Viktor und unterrichtet zusätzlich bis 1803 an der Höheren Schule, wo er seine Vielseitigkeit voll entfalten kann: Seine Schüler erleben ihn in Fächern wie Hebräisch, Latein, Französisch, Englisch, Griechisch, Geschichte, Philosophie, Theologie, Mathematik, Physik, Chemie, Rhetorik, Geographie und Pädagogik, kurz, er hätte nahezu unser ganzes heutiges Lehrerkollegium bequem vertreten können.

Doch damit nicht genug; im Leben des Herrn Hofrats gibt es auch geheimnisvolle Abseiten zu entdecken: man schreibt ihm die Mitgliedschaft in spiritistischen Gesellschaften zu und ein starkes Interesse an der l’elepathie; er betrieb alchimistische Forschungen, und im Volke wurde gemunkelt, er sei nach seinem Tode hier und da als Geist erschienen. 1833 starb Friedrich Bährens, 1952 wurde das Gymnasium nach ihm benannt.

Ein guter Name für eine Schule?

Friedrich Bährens war, wenn die historischen Quellen zutreffen, ein vielseitig interessierter, aufgeschlossener, auch ein neugieriger Mann, den das Unbekannte reizte, das Neue, Unkonventionelle nicht zu schrecken vermochte, ein aufgeklärter und um Aufklärung bemühter Mann.

Ein guter Name für die Schule.

Gudrun Leuer
Auszug aus der Festschrift
„60 Jahre Abitur in Schwerte 1924-1984“